Bürger mit ihrer Stadtzufrieden

Den Bad Dürrheimern gefällt es in Bad Dürrheim. Das belegt das Gutachten, das der Student Jonathan Berggötz zur Zufriedenheit der Bürger mit ihrer Stadt angefertigt hat. 96,3 Prozent gestehen: „Ich will hier wohnen bleiben.“

Bad Dürrheim. In einer öffentlichen Veranstaltung, auf Einladung des Bürgermeisters und vor Mitgliedern des Gewerbevereins stellte Jonathan Berggötz seine Bachelorarbeit vor, die er im Rahmen seines Studiums an der Verwaltungshochschule Kehl erstellt hat. Das Thema der wissenschaftlichen Arbeit: „Für ein starkes Gewerbe – Standortprofil Bad Dürrheim.“

Jonathan Berggötz hat seine Arbeit im Rathaus erstellt, zu ihr gehört ein Ideen- und Maßnahmenkatalog der aufzeigt, wie der wirtschaftliche Standort Bad Dürrheim gestärkt werden kann. Berggötz hat mit Umfragen und Interviews den Bad Dürrheimern auf den Zahn gefühlt.

Für Bad Dürrheim stellt Berggötz eine sehr hohe Kaufkraft der Einwohner fest. Sie liegt bei 19 902 Euro und damit weit über dem südbadischen Durchschnitt (15 273 Euro). In der Stadt steigen nach einem Rücklauf die Übernachtungen an und liegen an der 600 000er-Grenze. Auch die Zahl der Ankünfte liegt mit weit über 60 000 praktisch auf Rekordniveau.

Standortfaktoren (hart/weich) beschreibt er zweischneidig: Die Firmen sind durch einen hohen Gewerbesteuersatz belastet, die Stadt hat eine schlechte Finanzlagen, indes sieht er das gute Image, den Freizeitwert und das Kulturangebot positiv.

Die Bürgern haben laut Gutachten eine positive Meinung zur Wirtschaft und Dienstleistungen in ihrer Stadt. In einer Skala, die von eins bis vier reicht, zeigen die Wellnessstädter mit der Note 1,79 eine Zufriedenheit mit Handwerk- und Dienstleistern auf. Der Einzelhandel bekam die Note 1,86, die Gastronomie 1,97. Lediglich die Zufriedenheit mit der Industrie rutschte mit 2,16 etwas ab. Im Gewerbegebiet kaufen 89,1 Prozent der Bürger ein, in der Innenstadt sind es indes nur 39,1. Wird eine Fußgängerzone in der Innenstadt gewünscht? „Nein“, sagen 60,8 Prozent. Befürworter und Menschen ohne eindeutige Meinung liegen mit 19,6 gleichauf. Die Umkehrung der Einbahnstraße in der Friedrichstraße wird von 54,9 Prozent der Befragten abgelehnt, dafür sind 21,6 Prozent, unentschieden 23,5.

In einer Umfrage hat Berggötz ausgemacht, dass 30,6 Prozent aller Bürger motiviert sind, sich ehrenamtlich zu engagieren. 42,9 Prozent wünschen mehr Informationen von der Stadtverwaltung und ein gleich großer Prozentsatz lehnt dies ab.

Gewünscht wird: dass die Stadt sich in Sachen Familie (45,1 Prozent), Jugend (41,2) sowie Tourismus- und Freizeitangebot (39,2) mehr engagiert. Die Außenwirkung der Stadt wird von 52,9 Prozent als ausreichend angesehen, während 23,5 Prozent das nicht so sehen.

46 Prozent der Befragten sehen die Ortseinfahrten als attraktiv an. 85,7 Prozent unterstützen ihre Bad Dürrheimer Produkte. Bei der Frage nach finanzieller Unterstützung der Stadt enthielten sich 43,1 Prozent der Befragten, deren 17,6 waren strikt dagegen. Jonathan Berggötz hat in seiner Bachelorarbeit (früher: Diplomarbeit) auch aufgezeigt, wie die Stadt handeln sollte. Ein Zwölf-Punkte-Plan soll für Stadt und Gewerbetreibende einen Leitfaden darstellen. Eine zeitnahe Umsetzung bis 2012 soll angestrebt werden.

So schlägt Berggötz den Ausbau einer vernetzten Denkfabrik vor, Gemeinderat und Gewerbeverein sollen dabei in engem Kontakt stehen. Der Gewerbeverein sollte, so das Zwölf-Punkte-Programm, das gesellschaftliche Leben fördern mit Beteiligung an Freizeitangeboten, der finanziellen Unterstützung und persönlichem Einsatz.

Gute Öffentlichkeitsarbeit soll mit einem Tag der offenen Tür der Gewerbetreibenden aufgebaut werden. Gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit mit neuen Medien und Zeitungen unter Nutzung des „Magneten“ Solemar, dem Erstellen eines Einkaufführers mit besonderen Angeboten sind weitere Vorschläge.

Berggötz schlug vor, Audit-Zertifikate zu erlangen, Kooperationen sollen entwickelt werden mit auswärtigen Gewerbevereinen, mit Vereinen, Kirchen und Hochschulen. Große Veranstaltungen und Aktionen sollen die Menschen in die Stadt ziehen.

Ein Kundenmehrwertprogramm, unter anderem mit einer Bad-Dürrheim-Card (Rabatte) wird vorgeschlagen. Schüler sollen mit Projekten die Bedeutung des Gewerbes erkennen. Eine kundenorientierte Freundlichkeitsoffensive soll starten, dann die „Initiative Mobilität für ältere Menschen“, unter anderem mit dem Angebot von Mitfahrgelegenheiten.

Artikel vom: 05.11.2010, von Martin Gruhler, Neckarquelle

 

 

Zwölf-Punkte-Programm für Gewerbestandort präsentiert

 

Jonathan Berggötz trägt sein Zwölf-Punkte- Programm für den Gewerbestandort Bad Dürrheim vor. Foto: Krug Foto: Schwarzwälder-Bote

Bad Dürrheim. Viele studentische Abschlussarbeiten verschwinden auch heute noch schnell in den Gewölben der Uni-Bibliotheken. Dieses Schicksal wird der Bachelor-Arbeit von Jonathan Berggötz, seines Zeichens Student der Verwaltungswissenschaft in Kehl, erspart bleiben.

Das betonte Bürgermeister Walter Klumpp am Abend der Vorstellung von Berggötz’ Untersuchung zum Thema "Für ein starkes Gewerbe – Standortprofil für Bad Dürrheim" mehrfach ganz ausdrücklich: "Diese Arbeit wird viele Impulse und Ideen geben und kommt auf keinen Fall in die Schublade", sagte das Stadtoberhaupt im Haus des Bürgers.

Seine Vorschläge unterbreitete Jonathan Berggötz in Form eines Zwölf-Punkte-Programms: Grundlage aller Überlegungen zur Verbesserung des Gewerbestandorts war dabei der weitere Ausbau der kommunikativen Vernetzung, wissenschaftlich ausgedrückt: "Ausbau einer vernetzten Denkfabrik." Berggötz schlug dazu unter anderem vor, dass sich Gemeinderat und Gewerbeverein zweimal im Jahr ganz offiziell zusammensetzen sollten. Die Stadt könnte das Gewerbe durch eine Optimierung der Infomappe für Neubürger fördern oder durch Auslobung eines Preises für innovative oder verdiente Gewerbetreibende.

Die Mehrzahl der Vorschläge richtete sich jedoch an die Gewerbetreibenden selber: Berggötz empfahl eine weitere Verstärkung der sozialen Aktivitäten des Gewerbevereins, um die öffentliche Stellung und das Ansehen weiter zu verbessern. Dazu gehöre aber unbedingt auch eine Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit: Einen Tag der offenen Tür brachte der Referent ebenso ins Gespräch, wie die Erstellung eines gemeinsamen Einkaufsführers oder eine verstärkte Verzahnung mit dem Solemar und seinem Publikum.

Kooperationen mit Vereinen und Kirchen wie auch eine Intensivierung selber initiierter Aktionen stehen ebenfalls auf der Agenda der Bachelor-Arbeit: Berggötz regte beispielsweise Stadtmeisterschaften oder einen Triathlon am Sunthauser See an.

Auch an der Kundennähe könne noch gearbeitet werden: Eine Bad Dürrheim-Card mit Rabatten und Informationen schlug Berggötz ebenso vor wie eine Zertifizierungsoffensive, Verknüpfungen zu den Schulen oder ein kostenloses Mobilitätsangebot für ältere Mitbürger, die einmal in der Woche zur Bank und zum Einkaufen gefahren werden könnten.

Dass das alles keine bloße Zukunftsmusik ist, zeigte die Terminierung der Agenda. 2012 sollten die wichtigsten Punkte bereist umgesetzt sein, hofft Berggötz; Bürgermeister und Forum Innenstadt signalisierten am Abend bereits ihre prinzipielle Unterstützung. Das Zwölf-Punkte-Programm soll übrigens auf der Homepage des Gewerbevereins (www.gewerbeverein-bd.de) öffentlich zugänglich gemacht werden.

Artikel: Uli Krug, Schwarzwälder-Bote

 

 

Einzelhändler haben noch viel zu tun

Bad Dürrheim – Jonathan Berggötz hätte sich sicherlich ein größeres Forum für seinen Vortrag gewünscht. Der Student der Verwaltungshochschule in Kehl hat in den letzten Monaten die Bachelorarbeit „Für ein starkes Gewerbe – Standortprofil für Bad Dürrheim“ geschrieben.

Was Berggötz den Mitgliedern des Gewerbevereins Bad Dürrheim jetzt im Haus des Bürgers vortrug, hätte zweifelsohne mehr Aufmerksamkeit verdient. Bürgermeister Walter Klumpp und die Vorsitzende des Gewerbevereins, Tamara Pfaff, zeigten sich enttäuscht über das mangelnde Interesse der Gewerbetreibenden, von denen nur 30 zum Vortrag und der ebenfalls anberaumten Hauptversammlung erschienen waren.

Jonathan Berggötz, der in Bad Dürrheim aufgewachsen ist und jetzt in Kehl lebt, hat für seine Bachelorarbeit ein spannendes Thema gewählt. Und er konnte den Gewerbetreibenden durchaus darstellen, woran es in der Kurstadt mangelt, was man bereits gut macht und welche Ideen in der Zukunft noch umgesetzt werden können, um Handel, Handwerk und Gewerbe zu stärken.

In einer umfangreichen Befragung von Bürgern und Gewerbetreibenden hat Berggötz eine Reihe von Notwendigkeiten herausgearbeitet. Ganz oben auf der Wunsch- und Empfehlungsliste steht die Schaffung einer breiteren Basis durch mehr Zusammenhalt und gegenseitiges Interesse der Gewerbetreibenden untereinander. Man solle zuerst im eigenen Umfeld schauen, ob es nicht einen Handwerker, Dienstleister oder Gastronomiebetrieb gibt, der einen Auftrag übernehmen kann. Und, so hatte auch Bürgermeister Klumpp gefordert, es gebe in Bad Dürrheim eine leistungsfähige Gastronomie, da müsse man nicht nach Villingen fahren. Man müsse anfangen, mehr Kooperationen auch von Gewerbetreibenden untereinander zu entwickeln.

Noch etwas verdeutlicht die Arbeit von Berggötz: Auch der gemeinsame Auftritt nach außen als eine Stadt, eine Bürgerschaft und ein Gewerbestandort ist extrem wichtig. Die Stadt müsse dem Gewerbe die richtigen Rahmenbedingungen bieten und es müsse ein permanenter Gedankenaustausch zwischen der Verwaltung und dem Gewerbe stattfinden. „Das Gewerbe wird von den Bürgern der Stadt nicht richtig wahrgenommen“, kritisierte Berggötz eine teilweise fehlende Transparenz. Hier sei mehr Beteiligung der Gewerbetreibenden am Gemeinwesen gefragt. Das schaffe Zugehörigkeit und Zusammenhalt. Viele weitere Vorschläge zur Verbesserung des Verhältnisses zwischen Stadtverwaltung, Bürgern und Gewerbetreibenden stehen in der Bachelorarbeit von Berggötz, die Bürgermeister Klumpp gerne als Anregung und Arbeitspapier für die Zukunft verstanden wissen will. Auch in der Diskussion wurde die Überwindung der Abgrenzung untereinander und gemeinsames Handeln in der Zukunft gefordert.

Bericht und Bilder: Rüdiger Fein, Südkurier am 05.11.2010